Brandenburgs Grüne können ihre eigene Abwicklung nicht bezahlen

Im Wolkenkuckucksheim tut man sich schwer mit irdischen Rechnungen. Nachdem die Bürger sie aus dem Parlament gewählt haben, wird die grüne Fraktion im Landtag liquidiert. Doch es wurde so schlecht vorgesorgt, dass für Abfindungen der Mitarbeiter kein Geld da ist. Jetzt soll der Steuerzahler helfen.

picture alliance/dpa | Frank Hammerschmidt

„Das Problem mit dem Sozialismus ist, dass ihm irgendwann das Geld anderer Leute ausgeht.“ Diesen Satz für die Ewigkeit sagte einst Großbritanniens erste Premierministerin Margaret Thatcher. Die „Eiserne Lady“ kannte die Grünen noch nicht.

Die wurden von den Bürgern im schönen Bundesland Brandenburg jüngst ja zusammen mit der „Linken“ und den Freien Wählern aus dem Landtag geworfen. Die Fraktionen (bzw. im Fall der Freien Wähler die Gruppe) werden nun liquidiert, so heißt das technisch. Büros weg, Geld weg, Mitarbeiter gekündigt.

So etwas kann nach Wahlen naturgemäß immer passieren. Die Abgeordneten im Deutschen Bundestag dürfen deshalb ihre persönlichen Mitarbeiter auch nur mit Zeitverträgen beschäftigen, die automatisch mit dem Mandat des Abgeordneten enden. Die meisten Fraktionen im Bundestag und in den Landtagen halten das aus gutem Grund genau so: Verträge laufen nur bis maximal zum Ende einer Legislaturperiode. Kommt die Partei nach der Wahl dann wieder ins Parlament, gibt es neue Verträge. Schafft sie es nicht, dann eben nicht.

In der Vorstellungswelt der brandenburgischen Grünen allerdings kam ein Ausscheiden aus dem Landtag offenbar nicht vor. Immerhin ist man die politische Heimat von Außenministerin Annalena Baerbock, was sollte da schon schiefgehen? Also schloss die (alte) Fraktion wohl munter unbefristete Verträge mit ihren Mitarbeitern.

Bekanntlich ist es dann doch gehörig schiefgegangen, und diese Mitarbeiter stehen jetzt auf der Straße. Doch wegen der besonderen Verträge stehen ihnen Abfindungen zu – und für die ist, Überraschung, kein Geld da. Denn irgendwie hatte die Fraktion nicht nur unbefristete Beschäftigungsverhältnisse geschlossen und damit eine ganze Reihe von potenziellen Versorgungsfällen selbst erst mutwillig geschaffen – sondern sie hatte auch keine Rücklagen für die selbst erzeugten Versorgungsfälle gebildet.

Nachhaltiges Wirtschaften sieht sicher anders aus.

Die ebenfalls weggewählte Fraktion der „Linken“ und die Gruppe der Freien Wähler waren da übrigens viel vorsichtiger: Sie haben jeweils ausreichend Vorsorge für den Fall ihres Ausscheidens getroffen, bessere Verträge mit den Mitarbeitern vereinbart und zusätzlich noch Rückstellungen für mögliche Abfindungen gebildet.

Die Grünen eben nicht. Sie tun jetzt das, was sie – bei allem Respekt – auch sonst immer tun, wenn für irgendetwas zu wenig Geld da ist: Sie rufen nach mehr Steuergeld. Die Grünen-Fraktion in Liquidation hat bei der Landtagsverwaltung einen Extra-Zuschuss beantragt. Dem Vernehmen nach geht es um etwa 300.000 Euro vor allem für Abfindungen von unbefristet eingestellten und jetzt gekündigten Mitarbeitern.

Laut Fraktionsgesetz muss Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke von der SPD über den Antrag „im Einvernehmen“ mit dem restlichen Präsidium entscheiden. Das wird nicht ganz leicht: Die AfD ist strikt gegen den Zuschuss für die Grünen. Deren Forderung sei „maßlos, unangemessen und dem Steuerzahler nicht vermittelbar“. Die AfD würde nie auf die Idee kommen, Mitarbeitern unbefristete Verträge auszustellen: „Bei Wahlen kann sich immer etwas ändern.“

Die Sozialdemokraten, so ist aus Potsdam zu hören, wollen den Grünen aus alter Verbundenheit das zusätzliche Geld gerne bewilligen. Es handele sich um „Fürsorge für gekündigte Mitarbeiter“, außerdem müsse man verhindern, dass Betroffene klagen und vor die Arbeitsgerichte ziehen. Dieses Argument ist allerdings zu 100 Prozent auf jede Betriebsschließung anwendbar, bei der Menschen ihren Job verlieren. Dass die SPD auch hier aus „Fürsorge“ flächendeckend Abfindungen aus Steuermitteln mit der großen Gießkanne auskehren will, ist bislang nicht bekannt.

Im vorliegenden Fall handelt es sich wohl eher um eine Prämie für schlechtes Wirtschaften. Diesen recht unverdienten Bonus möchte die SPD dem Ex-Koalitionspartner aber gerne zukommen lassen. Denn wer weiß: Nach der nächsten Wahl könnte man ihn ja wieder brauchen.

Und bezahlen tut das alles ja sowieso nur der dumme Bürger.

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Kommentare ( 136 )

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Lafevre
2 Stunden her

Die Entfernung von grünen aus den Schaltstellen des Staates ist angesichts der ideologischen Verbohrtheit, der Evidenzresistenz und der Hintertriebenheit vieler dieser Leute vermutlich eine Vorraussetzung für ein Gelingen der Reparatur Deutschlands.

Michael W.
3 Stunden her

Das war nicht „schlechtes Wirtschaften“, das war Insolvenzverschleppung.
Vorsätzliches leeren der Kasse, um nicht zahlen zu müssen. Bei einem echten Insolvenzverfahren gibt es da einen Durchgriff zur Geschäftsleitung.

Delegro
5 Stunden her

In der Wirtschaft würde das wie folgt laufen: 100 % der Aufträge weg = Eröffnung Insolvenzverfahren (Muss, da ansonsten Insolvenzverschleppung). Ansprüche von Mitarbeitern auf Abfindung gibt es grundsätzlich nicht, es sei den, man war so dämlich und hier vertragliche Vereinbarungen getroffen. Sofern in der Wirtschaft ein BR vorhanden ist, Abschluss Interessenausgleich + Sozialplan. Sozialplanvolumen (z.B. Abfindungen)max im Rahmen der noch vorhandenen finanziellen Möglichkeiten (eigen Parteikasse). Wenn leer, dann kein Geld. Kündigung Klage dagegen hat keine Aussicht auf Erfolg (Sozialauswahl bei Schließung nicht möglich). Zahlung der Kündigungsfrist bzw. Insolvenzausfallgeld bei der Bundesagentur für Arbeit beantragen. Nach Ablauf der Zahlung gibt es… Mehr

PommernGreif
6 Stunden her

Dann sollen die rausgeschmissenen Abgeordneten sich gefälligst mit nem Klingelbeutel in die Fußgängerzone stellen und für die armen, bedürftigen Mitarbeiter sammeln. Allerdings ist die Prognose für den Ertrag unterhalb der 1000er Grenze anzusiedeln. Ansonsten trägt jeder der Arbeitsverträge eine oder mehrere Unterschriften. Da hat man die Verantwortlichen, die bis zur Pfändungsgrenze hierfür geradestehen müssen. Sicher sind auch der Vorstand und die einzelnen ehemaligen Abgeordneten regresspflichtig. Da können sie gern mal spüren, was „Fürsorge für Mitarbeiter“ bedeutet. Wie immer, wenn diese Meschpoke pleite geht, soll der Steuerbürger dafür eintreten… L’etat c’est moi.

Sonny
9 Stunden her

Verstehe ich nicht.
Soll doch die Partei der grünen die Verpflichtungen übernehmen.
Der Steuerzahler ist dafür jedenfalls n i c h t zuständig. Alles andere wäre Veruntreuung von Steuergeldern.
Typisch, dass die spd dem zustimmen würde. Die kennen sich wunderbar aus mit der Veruntreuung von Steuergeldern.

Last edited 9 Stunden her by Sonny
Britsch
7 Stunden her
Antworten an  Sonny

Oder Diejenigen die dafür verantwortlich sind müssen aus eigener Tasche bezahlen

ceterum censeo
4 Stunden her
Antworten an  Sonny

Alles andere wäre Veruntreuung von Steuergeldern.“ Der war gut! Ist doch Veruntreuung grüner Alltag, wenn ich mir die ganzen Luftnummernprojekte anschaue, z.B. die Peru-Fahrradwege. Die Liste ist endlos.

elly
9 Stunden her

„Fürsorge für gekündigte Mitarbeiter“, 
immer diese netten Narrative bedienen. Diese „Fürsorge“ könnte doch die Partei Grüne auf Bundesebene übernehmen. Will sie wohl nicht, einfacher ist es die Steuerzahler blechen zu lassen.

ReneKall
9 Stunden her

Die sind ja jetzt nicht arbeitslos, sondern nur ohne Beschäftigung.

Soll die Parteizentrale der Grünen für die 300.000€ aufkommen. Interessant wird sein, wie die CDU in dieser Causa agieren wird.

maps
13 Stunden her

In Brandenburg wurde doch das Compact Magazin vom Staat verboten und die Angestellten von heut auf morgen auf die Strasse gesetzt. Das hat die Grünen doch auch null interessiert! Die Grünen sollen ihre Fehler selbst zahlen anstatt die Steuerzahler wieder dafür blechen zu lassen. Aber dieser ekelhafte Staat ist ja nur noch ein Selbstbedienungsladen der Alt-Parteien.

Niklot
14 Stunden her

Dummheit oder Absicht, das ist hier die Frage. Bei den Grünen würde ich in der Tat Absicht unterstellen, denn wie alle anderen Kommunisten bedienen sie sich maßlos selbst an dem, was das Volk in harter Arbeit erschafft.

PUH
16 Stunden her

Was soll das Getue? Selbstverständlich werden die beantragten Mittel fließen, da kann die AfD Zeter und Mordio wehklagen bis Ultimo. Alleine Trampolina wird da reichlich die Patschegriffelschen im Spiel haben – ist es doch ihre politische Heimat.